Hochstehender und spannender Rudersport am Finaltag der LUCERNE REGATTA

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26 Rennen – 12 B- und 14 A-Finals – standen am dritten Wettkampftag der LUCERNE REGATTA auf dem Rennprogramm. Aller guten Dinge sind drei kann man in Bezug auf die am Rotsee während der gesamten Regattadauer herrschenden idealen Ruderverhältnisse konstatieren. Vier Boote von SWISS ROWING qualifizierten sich am Samstag und Sonntag für die Finals… und alle durften zur Medaillenübergabe aufs Podest.

Zwar enorm heisse Temperaturen, aber trotzdem für die rudernden Akteure und Akteurinnen zusammen mit dem idealen Wasser gute Bedingungen bietende Verhältnisse herrschten auf dem Luzerner Göttersee. Zudem war am sonntäglichen A-Finaltag ein grosses Zuschaueraufkommen – mit einem begeisterungsfähigen Publikum, das Stimmung machte und die Athleten/-innen bei ihren Rennen anfeuernd unterstützte – zu verzeichnen.

Erfolgreichste Rudernationen

Als dominante Rudernation trat am Rotsee die Delegation aus Grossbritannien auf. Nicht weniger als 9 Medaillen – wovon vier goldene, drei Silber- und zwei Bronzemedaille – gingen auf die britische Insel. Überzeugend auch die Abordnung aus den Niederlanden, welche sich insgesamt 5 Medaillengewinne gutschreiben lassen konnte. Davon 4 goldene und eine bronzene Auszeichnung. Stark auch die rumänische und australische Nationalmannschaften, die sich sechs bzw. fünf Medaillengewinne – beide zudem mit jeweils 2 goldenen Medaillen – ins Palmarès schreiben konnten. Die vier Medaillen von SWISS ROWING machen sich im Gefüge der grossen Rudernationen ausnehmend gut. Eine Gold- und drei Bronzemedaillen sprechen für die ausgzeichnete Verbandsarbeit.

Erstmals Para-Finals auf dem Rotsee

Offiziell als „Test Race“ ausgetragen, wurden die Finals im PR1-Einer der Männer und Frauen als einer der Höhepunkte der diesjährigen LUCERNE REGATTA angekündigt. Nach eienr 120 jährigen Tradition, war es das erste Mal überhaupt, dass die Regatta Para-Wettkämpfe in Luzern ausrichtete. Das Rennen der Männer wurde von Shmuel Daniel (ISR) angeführt und dominiert, der eine beeindruckende Leistung zeigte und vor Marcus Klemp (GER) und Arkadiusz Skrzypiński (POL) gewann. Im Frauenrennen waren sowohl Zuschauer als auch Experten gespannt, ob Birgit Skarstein (NOR) nach ihrer Niederlage im Vorlauf am Vortag gegen Moran Samuel (ISR) wieder zurück zum Siegen finden würde. Dies tat sie auf äusserst beeindruckende Art und Weise. Den dritten Platz sicherte sich Emanuela Diening (GER), während die lokale Heldin Claire Giringhelli (SUI) knapp ausserhalb des Podiums auf dem vierten Platz landete.

Final-Entscheidungen

Den Auftakt der A-Finals machten die Ruderinnen und Ruderer der kleinsten, aber anspruchsvollsten Riemenkategorie – des Zweier-ohne. Die Frauenkonkurrenz wurde von A bis Z von der australischen Paarung Jessica Morrison/Annabelle McIntyre – an den Olympischen Spielen in Tokio noch im Olympiasiegerinnen-Boot im Vierer-ohne – dominiert. Gleichzeitig gewannen die beiden Aussies auch den Kategorien-Gesamtweltcup-Sieg. Ebenso konstant hielten sich die Rumäninnen Ioana Vrinceanu/Roxana Anghel auf dem Silberplatz auf. Den Bronzeplatz ging an die beiden Griechinnen Evangelia Anastasiadou und Christina Ioanna Bourmpou.

Bei den Männern gaben die Iren Ross Corrigan/Nathan Timoney nach dem Startschuss den Takt an, bis dann die Rumänen Marius Cozmiuc/Sergiu Bejan und die britischen Weltmeister vom Vorjahr, Oliver Wynne-Griffith/Thomas George, das Kommando übernahmen. In ihrem Schlepptau die beiden Schweizer Andrin Gulich/Roman Röösli. So ging es über die Strecke bis die Briten vor der 1500-Meter-Marke die Führung an sich rissen und den Sieg mit 34 Hundertstelsekunden Vorsprung – die Rumänen hinter sich lassend – auf ihre Fahne schreiben konnten. Die beiden Schweizer vervollständigten auf dem Bronzeplatz das Podesttrio und sicherten sich den Gesamtweltcup-Sieg der Kategorie Zweier-ohne.

Im Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen gaben sofort die beiden Griechinnen Dimitra Elenei Kontou – noch Juniorin und erst 17-jährig – und Zoi Fitsiou den Takt an. Die favorisierten Vorjahres-Weltmeisterinnen aus Grossbritannien, Emily Craig/Imogen Grant, übernahmen aber bereits vor 1000 Metern das Rennzepter, welches sie bis zum Rennschluss innehielten. Die Griechinnen wehrten sich vergeblich gegen die aufkommenden Rumäninnen Mariana-Laura Dumitru/Ionela Cozmiuc, die den Silberplatz für sich in Anspruch nahmen.

Bei den Männern suchten die Franzosen Hugo Beurey/Ferdinand Ludwig ihr Heil in der Offensive. Dann übernahmen die Schweizer Jan Schäuble/Raphael Ahumada die Führung für kurze Zeit. Anschliessend gingen die Iren Fintan McCarthy/Paul O’Donovan in Führung und schienen ungefährdet. Die vermeintlich geschlagenen Franzosen fanden den zweiten Atem und lieferten mit ihrem vehementen Endspurt im besten Rennen ihrer Karriere ihr Gesellenstück ab und schnappten den Iren auf dem letzten Zacken noch den Sieg weg. Die den Weltcup-Gesamterfolg der Kategorie auf der Habenseite verbuchenden Schweizer mussten sich mit dem dritten Laufplatz zufriedengeben.

Im Doppelvierer-Bewerb der Frauen übernahmen die Niederländerinnen gleich vom Start weg das Kommando. Die Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen aus China folgten auf dem Fuss mit dem britischen und dem Schweizer Boot – in der Besetzung Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer – im Schlepptau. Die holländische Crew war auf ihrem Spitzenplatz ungefährdet, währenddem die Chinesinnen noch von den Britinnen und zur freudigen Überraschung sogar noch von den Schweizerinnen vom Podest verdrängt wurden. Erstmals ein Schweizer Frauen-Grossboot auf einem Weltcup-Podest zu sehen und zugleich noch die Kategorien-Weltcup-Gesamtwertung zu gewinnen ist ausserordentlich und animierte das Publikum zu Beifallsstürmen.

Vom Start an liessen die Holländer in der Männerkonkurrenz keine Zweifel an ihrem Vorhaben: gewinnen war angesagt. Zuerst das deutsche und das britische Boot waren erste Verfolger. Dann setzte das rumänische Boot zu einer Verfolgungsjagd an, welche die Deutschen in die Schranken wies und zurückfallen liess. Souverän kreuzten die Holländer vor den Booten aus Rumänien und Grossbritannien die Ziellinie. Erwähnenswert, dass im auf dem sechsten Rang platzierten estnischen Boot mit Tonu Endrekson der mit 44 Jahren älteste Teilnehmer der Luzerner Regatta sass.

Die Vierer-ohne-Konkurrenz der Männer sah in der Anfangsphase das holländische Boot die Spitzenposition einnehmen. Nach 1000 Meter aber übernahm das erste von zwei britischen Booten das Kommando. Die Australier nahmen die Verfolgung auf. Dann steigerten die Neuseeländer die Pace, überholten die Holländer und sicherten sich noch den Bronzeplatz hinter den Briten und den Australiern.

Bei den Frauen gingen die Australierinnen sofort in Führung und hielten ihre Position während eines Grossteils der Renndistanz. Das holländische, das rumänische und das britische Boot folgten dichtauf. Die Holländerinnen zollten dem Tempo Tribut und fielen zurück, währenddem die Rumäninnen ihren Steigerunsglauf, die Australierinnen noch abfangend, zum Sieg führten. Die Britinnen sicherten sich den bronzenen Podestplatz.

Im Frauen-Skiff übernahm die Holländerin Karolien Florijn gleich vom Start weg das Rennzepter. Tara Rigney aus Australien und Altmeisterin Emma Twigg aus Neuseeland fungierten als erste Verfolgerinnen. Eine Reihung, die während des ganzen Laufs vorherrschte und bis ins Ziel anhielt. Die weiteren drei Final-Skifferinnen hatten mehr als 8 Sekunden Rückstand und lieferten sich quasi ein zweites Rennen im Rennen.

Der deutsche Ruderaushängeschild Oliver Zeidler wuchtete sich vehement ins Rennen und übernahm eindrücklich das Kommando des Männer-Skiffrennens. Phasenweise baute der deutsche Riese den Vorsprung bis auf 16 Meter auf den folgenden Dänen Sverri Nielsen aus. Zwischenzeitlich schien der Vorsprung kleiner zu werden, bevor Zeidler nochmals zulegte und mit beinahe 8 Sekunden Abstand eindrücklich gewann. Nielsen sicherte sich den Silberplatz vor dem aus dem Achter in den Einer umgestiegenen Neuseeländer Thomas Mackintosh.

Im Rennen der Frauen-Doppelzweier-Kategorie gingen die rumänischen Olympiasiegerinnen von Tokio, Weltmeisterinnen von Racice und Europameisterinnen von Bled Ancuta Bodnar/Simona Radis vom Start an vehement in den Angriffsmodus. Die Boote aus China und Litauen versuchten so gut als möglich den Abstand in Grenzen zu halten. Die rumänische Crew hielt ihre Pace und den Vorsprung scheinbar mühelos, währenddem sich die Litauerinnen Donata Kareliene/Dovile Rimkute noch früh im Rennen an den Chinesinnen Shiyu Lu/Shunagmei Shen vorbeischoben und den Silberplatz bis ins Ziel verwalteten. China sicherte sich die bronzene Auszeichnung.

Die zweimaligen Olympiasieger, sechsfachen Welt- und siebenfachen Europameister Valent und Martin Sinkovic, nach einem fünf Saisons dauernden Abstecher in den Zweier-ohne wieder in ihrer angestammten Doppelzweier-Kategorie unterwegs, wurden enthront. Von Rennbeginn an gaben die Holländer Melvin Twellaar und Stefan Broenink den Ton an und steigerten sich im weiteren Rennverlauf, über lange Zeit 40 Schläge pro Minute auspackend, zu einem Parforceritt. Die Brüder aus Zagreb mussten sich mit Silber zufriedengeben. Die Spanier Aleix Garcia Pujolar/Rodrigo Conde Romero behaupteten über weite Streckenteile den 3. Platz, bis die Iren Daire Lynch und Philip Doyle zum Endspurt ansetzten und sich noch für den Gang aufs Podest berechtigenden 3. Platz vorschoben.

Im Achterrennen der Frauen waren über lange Zeit die Australierinnen das Tempo bestimmend. Nach 1‘500 Meter gingen die Kanadierinnen in die Offensive, in dessen Schlepptau sich das britische Boot in einem Steigerungslauf an die Spitze befand. Die Kanadierinnen mussten sich auf den letzten 250 Meter den Britinnen geschlagen geben. Die Rumäninnen konnten nie ernsthaft vorne mitrudern und wurden hinter der australischen Crew auf dem letzten Platz der vier konkurrierenden Boote klassiert.

In einem engen Achterrennen der Männer gingen die Briten am Start in Führung, dicht gefolgt vom Boot aus Australien. Die Rumänen folgten auf dem 3. Zwischenrang. Diese Hackordnung sollte die längste Zeit des Rennens andauern, bis zuletzt die Holländer auf dem vierten Streckenviertel noch auf den zu Bronze berechtigenden dritten Rang vorschoben. Vorne änderte sich nichts mehr: Australien vor Grossbritannien klassierten sich auf den beiden Topplätzen.

Der Finaltag der weiteren Schweizer Boote

Als erstes Schweizer Boot ging in der Serie der B-Finals der Frauen-Doppelzweier mit Sofia Meakin (CA Vésenaz) und Salome Ulrich (See-Club Luzern) an den Start um die Plätze 7 bis 12. Nach dem Start sofort gut mitmixend, fielen die beiden zwischenzeitlich leicht zurück, um dann in einem überzeugenden Endspurt sich noch 2. Platz – in der Gesamtabrechnung der achten Gesamtrangierung entsprechend – hinter der deutschen Paarung Maren Völz/Leonie Menzel zu sichern.

Im B-Final der Leichtgewichts-Doppelzweier-Konkurrenz der Frauen standen gleich zwei Schweizer Boote am Start. Frédérique Rol (Lausanne-Sports Aviron)/Patricia Merz (SC Zug) – als Schweiz 1 fungierend – hielten sich während beinahe des ganzen Laufs auf Platz 3 auf… bis hin in den Zieleinlauf. Eline Rol (SN Genève Aviron)/Olivia Nacht (RC Baden) konnten sich in der letzten Rennphase noch steigern, sich des letzten Finalplatzes entledigen und auf Position fünf die Ziellinie kreuzen. Umgesetzt auf die Gesamtrangierung ergab dies die Ränge neun und elf.

Jürg Trittibach