Hochstehender Rudersport am Finaltag der LUCERNE REGATTA

pascal Startseite

27 Rennen – 13 B- und 14 A-Finals – standen am dritten Wettkampftag der LUCERNE REGATTA auf dem Rennprogramm. Aller guten Dinge sind drei kann man in Bezug auf die am Rotsee während der gesamten Regattadauer herrschenden angenehmen Wetterverhältnisse konstatieren.

Schönes, nicht zu heisses Wetter und wie gewohnt gutes Wasser herrschten auf dem Luzerner Göttersee. Zudem war vor allem am Sonntag bei den Endläufen ein grosses Zuschaueraufkommen – mit einem begeisterungsfähigen Publikum, das Stimmung machte und die Athleten/-innen anfeuerte – zu verzeichnen.

Erfolgreichste Rudernationen

Als dominante Rudernation trat am Rotsee die Delegation aus Grossbritannien auf. Nicht weniger als 8 Medaillen – wovon sechs goldene Auszeichnungen und je eine Silber- und Bronzemedaille – gingen auf die britische Insel. Überzeugend traten die australische, die italienische und die rumänische Vertretung auf, die sechs Medaillen einheimsten. Deutschland musste sich mit 3 Medaillen bescheiden, setzte aber mit dem Gewinn des Frauen-Einers ein äusserst positives, nicht unbedingt erwartetes Zeichen.

Final-Entscheidungen

Im Frauen-Skiff übernahm Jeannine Gmelin nach 1000 Metern das Kommando von der anfangs führenden Chinesin Ling Zhang. Lange schien es, dass die Ustermerin ihren Vorsprung bis in Ziel verteidigen könnte. Auf den letzten 200 Metern kam die Deutsche Alexandra Foester vom vierten Zwischenrang aus quasi aus dem Nichts und überspurtete – mit der Australierin Tara Rigney im Schlepptau – die Schweizerin noch. Platz 3 und der Bronzemedaillengewinn zeigten aber auf, dass Jeannine Gmelin auf einem guten Weg im Hinblick auf die kommenden Titelkämpfe um EM und WM ist.

Bei den Männern nahm der Brite Graeme Thomas nach 500 Metern das Rennzepter in die Hände. Der Bulgare Kristian Vasilev folgte ihm auf den Fersen und machte lange Zeit den Eindruck, den Briten ernsthaft gefährden zu können. Schlussendlich konnte aber der Brite zulegen und den Sieg mit klarem Vorsprung nach Hause fahren. Hinter Vasilev sicherte sich der deutsche Marc Weber den Bronzeplatz.

Die in dieser Saison wieder in den Doppelzweier zurückgekehrten kroatischen Gebrüder Valent und Martin Sinkovic – als Sieger der ersten beiden Weltcup-Rennen in Belgrad und Poznan das Gewinnen ohnehin gewohnt – wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Zwischenzeitlich machten die Australier Caleb Antill/David Bartholot mächtig Druck. Als die Kroaten die Schlagzahl erhöhten, mussten die Australier abreissen lassen. Platz 2 für die Aussies und der dritte Platz für die die Litauer noch abfangenden überraschenden Spanier konnten im Ziel notiert werden.

Im Rennen der Frauen-Doppelzweier-Kategorie gingen die Deutschen Pia Greiten und Frauke Hundeling all in und wurden erst bei der 1000-Meter-Marke von den Rumäninnen Simona Radis/Ancuta Bodnar an der Spitze abgelöst. Die Olympiasiegerinnen von Tokio liessen anschliessend nichts mehr anbrennen und dominierten klar. Die Italienerinnen Stefania Gobbi/Kiri Tontodonati sicherten sich Silber, die Litauerinnen Dovile Rimkute/Donata Kareliene – während des ganzen Rennens bereits drittplatziert – holten sich Rang 3.

Den Auftakt zu den Rennen um die A-Finals machte der Frauen-Zweier-ohne. Die Olympiasiegerinnen aus Neuseeland, Kerri Williams/Grace Prendergast, kamen gegen die zuletzt stark auflaufenden Rumäninnen zu einem hauchdünnen Sieg in einem packenden Finish.

Im Pendant bei den Männern setzte sich das britische Boot mit Thomas George und Oliver Wynne-Griffith – an den Olympischen Spielen von Tokio beide noch im Achter sitzend -deutlich gegen die Boote aus Australien und Serbien durch.

Überlegen gewannen die Chinesinnen – ansonsten ruderten die Boote der die grösste Delegation stellenden Nation meist hinterher – die Wertung im Frauen-Doppelvierer. Grossbritannien und Italien folgten auf den Plätzen. Nicht dabei leider der von Corona beeinträchtigte Schweizer Frauen-Doppelvierer, der seine Startmeldung für die Regatta nicht wahrnehmen konnte.

Einen Start-Ziel-Sieg erkämpften sich im Männer-Doppelvierer die Polen. Vom Start an besetzten sie die Spitzenposition. Im letzten Streckenviertel zwischenzeitlich von den Rumänen überholt, sicherten sich die sonst stets auf dem zweiten Platz liegenden Italiener schlussendlich den Silberplatz. Den Rumänen verblieb Platz 3.

Ein packendes Rennen lieferten sich im Männer-Vierer-ohne die Briten, Australier und Rumänen, welche in dieser Reihenfolge auch die Ziellinie kreuzten.

Bei den Frauen drückten die favorisierten Britinnen dem Rennen vom Start an ihren Stempel auf. Weit enteilt siegten sie vor den Rumäninnen und den Neuseeländerinnen.

In der einzigen olympischen Bootsklasse der Leichtgewichte siegten die Britinnen Madeleine Fiona Arlett/Emily Craig gegen die zuletzt stark aufkommenden Französinnen Claire Bove/Laura Tarantola knapp. Die Olympiasiegerinnen aus Italien, Federica Cesarini/Valentina Rodini, mussten sich deutlich distanziert mit dem dritten Medaillenplatz zufriedengeben.

Bei den Männern führten die beiden Schweizer Raphael Ahumada/Andri Struzina das Feld lange Zeit an. Eine Überraschung schien möglich. Erst auf den letzten 250 Metern mussten sie sich den beiden Booten aus Italien (Gabriel Soares/Pietro Ruta und Stefano Oppo/Niels Torre) und den Norwegern Tjoerm/Benske geschlagen geben. Eine Leistung, die für kommende Aufgaben Zuversicht verströmt. Den Sieg in der Kategorien-Gesamtwertung liessen sich die Schweizer – auch der im Projekt mitrudernde Jan Schäuble gehört dazu – allerdings nicht nehmen.

Im Achterrennen der Frauen waren über lange Zeit die Kanadierinnen das Tempo bestimmend. Bei 1‘250 Meter übernahmen dann die Australierinnen die Spitze und bauten diese bis ins Ziel zum ungefährdeten Sieg aus. Die Kanadierinnen und die Rumäninnen sicherten sich den Platz auf dem Podium und damit die weiteren Medaillensätze.

Der britische Achter drückte dem Männer-Achterrennen vom Start weg den Stempel auf und gab sich keine Blösse. Der neuformierte Deutschland-Achter hielt lange Zeit gut mit, schob sich bei 1’500 Metern auf den 2. Zwischenrang, um sich schlussendlich doch noch von Australiern auf den 3. Schlussrang verweisen zu lassen.

Der Finaltag der weiteren Schweizer Boote

Die eigentlich im Schweizer Frauen-Doppelvierer-Projekt an den Start gehende sollende Salome Ulrich vom Seeclub Luzern blieb als einzige der Crew von Corona verschont und startete im Skiff. Im B-Final musste sie nach Rennhälfte ihre Konkurrentinnen ziehen lassen und beendete das Rennen auf dem 6. Rang.

Als erstes Schweizer Boot ging in der Serie der B-Finals der Männer-Zweier-ohne mit Maurin Lange (Seeclub Luzern) und Jonah Plock (Ruderclub Rapperswil-Jona) an den Start um die Plätze 7 bis 12. Nach dem Start noch gut mitmixend, fielen die beiden ihre erste Weltcup-Saison bestreitenden Athleten kontinuierlich zurück. Die in der Gesamtwertung Rang 12 bedeutende Platzierung war das Resultat.

Der Männer-Doppelvierer mit Jan Schäuble Patrick Brunner, Nils Schneider und Dominic Condrau stritt sich in einem ausgeglichenen, alle resultatmässigen Ausgänge lange offen lassenden Rennen mit den Crews aus Estland, Litauen und Tschechien um das beste Ende Richtung Ziellinie. Ganz zuletzt mussten die jungen Schweizer diesen Crews den Vortritt lassen. Platz 4 macht Hoffnung auf bevorstehende EM- und WM-Titelkämpfe, zumal der normalerweise am Schlag sitzende Kai Schätzle aus Krankheitsgründen für die LUCERNE REGATTA ausfiel.

Jürg Trittibach