Martin Helseth: Der Medaillentaucher vom Rotsee

An der LUCERNE REGATTA 2023 plumpst einer mit einer Goldmedaille bedachten Athletin die Auszeichnung ins Rotsee-Wasser. Wie in Ruderkreisen üblich unterstützt man sich und alsbald naht Hilfe, um das Malheur zu beheben.

Selten geschieht es, aber passieren tut es trotzdem. Nämlich: dass beim Auswassern nach der Fahrt vom Siegersteg zum Ausstiegsponton etwas verloren geht. Zum Beispiel sogar eine Goldmedaille. So geschehen Bente Paulis aus dem niederländischen Doppelvierer-Siegerboot anlässlich der LUCERNE REGATTA 2023.

Es musste jemand gefunden werden, der sich tauchenderweise der Edelmetallsuche annahm. Der niederländische Coach in Diensten der norwegischen Nationalmannschaft, Mark Emke, vernahm von der Widrigkeit – und wusste Rat. Ein Telefon an seinen Schützling aus dem Doppelvierer, Martin Helseth, genügte. Wer auf dem Wasser gute Figur macht, kann dies unter Umständen auch im Wasser. Dies trifft – als leidenschaftlicher Freitaucher – auch auf den 29-jährigen Norweger zu.

Doch lassen wir doch am besten Martin Helseth selber erzählen, was sich zugetragen hat: «Ich war gerade beim Mittagessen, nachdem wir unser letztes Rennen beendet hatten, als unser Cheftrainer mich anrief. Er teilte mir mit, dass Bente Paulis ihre Goldmedaille verloren hatte, als sie nach ihrem Sieg im A-Finale auf dem Bootspark-Ponton feierte. Mark Emke hatte Bente und ihrer Crew versprochen, dass ich mich um den Fall kümmere, und das setzte mich, gelinde gesagt, ein wenig unter Druck. Ich wollte sie nach so einer tollen Leistung nicht mit leeren Händen dastehen lassen.»

Allerdings – ganz so ideal waren die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Tauchgang gar nicht, wie Martin Helseth im Weiteren ausführte: «Ich hatte meine Tauchermaske nicht mit in die Schweiz gebracht und musste meine Kontaktlinsen in eine mit Wasser gefüllte Plastiktüte stecken, die eigentlich für die Entsorgung von Hundekot gedacht war. Ich hatte auch keine Ahnung, wie tief der See an der Stelle war, wo mutmasslich das Verlustobjekt entschwunden war. Also sprang ich hinein und begann mit fast geschlossenen Augen abzutauchen. In 8 m Tiefe traf ich auf Grund, und nachdem ich ein wenig auf dem Seeboden geschwommen war, konnte ich etwas Blaues sehen. Tatsächlich: Die Goldmedaille! Ich schnappte sie mir und schwamm wieder in Richtung Licht. Bente war sehr glücklich!»

Und übrigens: In diesem Jahr wird Martin Helseth wieder am Rotsee auftauchen und die Finale Qualifikationsregatta bestreiten, um sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren. Und an der LUCERNE REGATTA gilt sicher sein Versprechen: «Von nun an werde ich immer meine Tauchermaske zu Ruderregatten mitnehmen.»

27. – 29. Juni 2025

Das Datum für die LUCERNE REGATTA 2025 steht fest. Auch 2025 werden wir wieder die weltbesten Athletinnen und Athleten in Luzern auf dem Rotsee begrüssen dürfen. Der dritte und letzte Weltcup der World Rowing Cup Serie 2025 findet vom 27. – 29. Juni statt. Nebst den Weltmeisterschaften im September (in Shanghai, China) wird die LUCERNE REGATTA 2025 ein absolutes Highlight im internationalen Ruderkalender.

Die Lucerne Regatta 2024 als integrierter Weltcup – eine Premiere

In einer historischen Entscheidung wird vom 24. bis 26. Mai 2024 der jährlich stattfindenden Ruderweltcup auf dem Rotsee mit allen neun Para-Ruder-Kategorien auf dem Rotsee ausrichten. Dies markiert das erste Mal in der 120-jährigen Geschichte der Lucerne Regatta und stellt somit ein wegweisendes Ereignis für den Ruderstandort Luzern dar. Bereits eine Woche zuvor (19.-21. Mai 2024) werden die letzten Startplätze für die Olympischen und Paralympischen Spiele auf dem Rotsee vergeben. Die Einbindung des Para-Ruderns in die Lucerne Regatta bietet eine bedeutende Chance für Luzern als Ruderstandort, insbesondere mit Blick auf zukünftige Weltmeisterschaften auf dem Rotsee.

Im Mai 2024 werden Para-Athletinnen und -Athleten erstmals offiziell am Ruderweltcup auf dem Rotsee teilnehmen – ein historischer Moment für diese über ein Jahrhundert alte Veranstaltung im Herzen von Luzern. Der zusätzliche Aufwand, der seit 2022 in das Para-Rudern investiert wurde, erwies sich als lohnenswert. So waren die Testrennen 2023 ein voller Erfolg und sowohl Zuschauende als auch Teilnehmende Athletinnen und Athleten waren begeistert. So war die Entscheidung eine vollständige Integration in der Weltcup Regatta was zur Entscheidung führte, die gesamte Lucerne Regatta im Jahr 2024 als para-integrierte Veranstaltung durchzuführen.

Mit den bevorstehenden Qualifikationsregatten und dem Ruderweltcup wird Luzern 2024 für über 10 Tage das Zentrum des internationalen Rudersports sein. Insgesamt werden mehr als 1.000 Athletinnen und Athleten in über 500 Booten auf dem Rotsee erwartet.

Weitere Informationen sind in der offiziellen Medienmitteilung nachzulesen: https://www.lucerneregatta.com/wp-content/uploads/2023/11/231129_MM_Para-Integration-Weltcup-2024.pdf

Road to Paris: Der Rotsee im Vorfeld der Spiele

Nichts in der Karriere eines Ruderers, einer Ruderin, ist wichtiger als die Olympischen Spiele. Doch nur wenige erhalten die Chance, daran teilzunehmen. Die nächsten Spiele stehen bereits wieder vor der Tür und der Wettlauf um die Startplätze hat bereits begonnen.

Für viele bleibt der Traum einer Olympiateilnahme ebendies, ein Traum. Für noch viel Wenigere reicht es für eine Medaille. Und diejenigen, die es schaffen, mehrere Olympiamedaillen zu gewinnen, küren sich zu den absoluten Superstars der Szene.

Vom 27. Juli bis 3. August 2024 finden an den Olympischen Spielen in Paris die Ruderwettkämpfe statt. Knapp vier Wochen später, am 30. August 2024 beginnt an den Paralympischen Spielen die Ruder-Regatta. Der Wettlauf um die Quotenplätze, welche zu einem Start in Paris berechtigen, ist lanciert. Insbesondere für die zahlreichen jungen Schweizer Ruderinnen und Ruderer, gilt der Fokus schon voll und ganz den Olympischen Spielen in Paris. Denn dieses Jahr, an den Weltmeisterschaften in Belgrad (Serbien), werden die ersten und allermeisten Quotenplätze vergeben.

Insgesamt werden an Olympischen Spielen 502 Athletinnen und Athleten in 14 Bootsklassen und an den Paralympischen Spielen 104 Athletinnen in fünf Bootsklassen um Rudermedaillen kämpfen. Nach Tokyo 2021 sind zum zweiten Mal genau gleich viele Frauen und Männer am Start. Doch wie genau kann man sich für die Spiele qualifizieren? Pro Bootsklasse und Geschlecht ist definiert, wie viele Boote starten dürfen.

Um sich für die Spiele zu qualifizieren, haben Athletinnen und Athleten folgende Möglichkeiten:

  1. Die Weltmeisterschaften in Belgrad (Serbien) vom 3. bis 10. September 2023

114 Regelsport- und 50 Para-Boote werden anlässlich der Weltmeisterschaften einen Quotenplatz errudern. Das verspricht nebst spannenden Rennen um Edelmetall an der Spitze des Feldes vor allem einen heissen Kampf um Quotenplätze am anderen Ende des Feldes. An der LUCERNE REGATTA 2023 haben die Teams eine allerletzte Chance genutzt, sich mit der Konkurrenz aus aller Welt zu messen und so wertvolle Erkenntnisse für die letzten Vorbereitungswochen bis zu den Weltmeisterschaften gewonnen.

Für eine Athletin respektive Athleten ist das Erreichen eines Quotenplatzes an den diesjährigen Weltmeisterschaften, aber noch keine Garantie für die Teilnahme an den Spielen. Die Quotenplätze werden nämlich den nationalen Olympischen und Paralympischen Komitees zugesprochen, nicht den Athletinnen und Athleten. Wer im Folgejahr diese Quotenplätze besetzen wird, ist den nationalen Verbänden überlassen.

  1. Die Kontinentalen Qualifikationsregatten

50 Regelsport- und 12 Para-Boote werden ihren Startplatz über kontinentale Qualifikationsregatten im Jahr 2024 erhalten. Es werden vier kontinentale Qualifikationsregatten stattfinden, nämlich die in Asien/Ozeanien, in Afrika, in Amerika und in Europa. Nur Nationen, welche an den Weltmeisterschaften zuvor noch keines oder erst ein Boot für die Spiele qualifiziert haben, sind berechtigt, teilzunehmen. Anders als bei den Weltmeisterschaften, haben die 64 Regelsport- und 24 Para-Athletinnen und -Athleten ihren Startplatz für die Spiele auf sicher – es ist keine Neubesetzung der Boote durch nationale Verbände mehr möglich.

  1. Die finale Qualifikationsregatta in Luzern vom 19. bis 21. Mai 2024

Nochmals 30 Regelsport- und 7 Para-Boote werden am Rotsee die letzte Chance nutzen, um sich für Paris 2024 zu qualifizieren. Auch hier gilt für die insgesamt 96 Regelsport und 12 Para-Athletinnen und -Athleten, die sich einen Startplatz erkämpfen, dass sie fix im Boot sitzen – es ist keine Neubesetzung durch nationale Verbände mehr möglich. Diese Regatta, welche den unschönen Spitznamen «Regatta of Death» trägt, entscheidet immer wieder, ob eine internationale Ruderkarriere mit einer Teilnahme an den Spielen gekrönt wird, oder eben nicht.

Noch knapp ein Jahr bis zur Olympischen Regatta

Es dauert nicht einmal mehr ein Jahr bis zur Olympiaregatta in Paris. Der Countdown läuft… und die Vorfreude auf den Moment, wenn es vom 27. Juli bis zum 3. August 2024 in Vaires-sur-Marne «Attention, Go!» heisst, steigt.

Hochstehender und spannender Rudersport am Finaltag der LUCERNE REGATTA

26 Rennen – 12 B- und 14 A-Finals – standen am dritten Wettkampftag der LUCERNE REGATTA auf dem Rennprogramm. Aller guten Dinge sind drei kann man in Bezug auf die am Rotsee während der gesamten Regattadauer herrschenden idealen Ruderverhältnisse konstatieren. Vier Boote von SWISS ROWING qualifizierten sich am Samstag und Sonntag für die Finals… und alle durften zur Medaillenübergabe aufs Podest.

Zwar enorm heisse Temperaturen, aber trotzdem für die rudernden Akteure und Akteurinnen zusammen mit dem idealen Wasser gute Bedingungen bietende Verhältnisse herrschten auf dem Luzerner Göttersee. Zudem war am sonntäglichen A-Finaltag ein grosses Zuschaueraufkommen – mit einem begeisterungsfähigen Publikum, das Stimmung machte und die Athleten/-innen bei ihren Rennen anfeuernd unterstützte – zu verzeichnen.

Erfolgreichste Rudernationen

Als dominante Rudernation trat am Rotsee die Delegation aus Grossbritannien auf. Nicht weniger als 9 Medaillen – wovon vier goldene, drei Silber- und zwei Bronzemedaille – gingen auf die britische Insel. Überzeugend auch die Abordnung aus den Niederlanden, welche sich insgesamt 5 Medaillengewinne gutschreiben lassen konnte. Davon 4 goldene und eine bronzene Auszeichnung. Stark auch die rumänische und australische Nationalmannschaften, die sich sechs bzw. fünf Medaillengewinne – beide zudem mit jeweils 2 goldenen Medaillen – ins Palmarès schreiben konnten. Die vier Medaillen von SWISS ROWING machen sich im Gefüge der grossen Rudernationen ausnehmend gut. Eine Gold- und drei Bronzemedaillen sprechen für die ausgzeichnete Verbandsarbeit.

Erstmals Para-Finals auf dem Rotsee

Offiziell als „Test Race“ ausgetragen, wurden die Finals im PR1-Einer der Männer und Frauen als einer der Höhepunkte der diesjährigen LUCERNE REGATTA angekündigt. Nach eienr 120 jährigen Tradition, war es das erste Mal überhaupt, dass die Regatta Para-Wettkämpfe in Luzern ausrichtete. Das Rennen der Männer wurde von Shmuel Daniel (ISR) angeführt und dominiert, der eine beeindruckende Leistung zeigte und vor Marcus Klemp (GER) und Arkadiusz Skrzypiński (POL) gewann. Im Frauenrennen waren sowohl Zuschauer als auch Experten gespannt, ob Birgit Skarstein (NOR) nach ihrer Niederlage im Vorlauf am Vortag gegen Moran Samuel (ISR) wieder zurück zum Siegen finden würde. Dies tat sie auf äusserst beeindruckende Art und Weise. Den dritten Platz sicherte sich Emanuela Diening (GER), während die lokale Heldin Claire Giringhelli (SUI) knapp ausserhalb des Podiums auf dem vierten Platz landete.

Final-Entscheidungen

Den Auftakt der A-Finals machten die Ruderinnen und Ruderer der kleinsten, aber anspruchsvollsten Riemenkategorie – des Zweier-ohne. Die Frauenkonkurrenz wurde von A bis Z von der australischen Paarung Jessica Morrison/Annabelle McIntyre – an den Olympischen Spielen in Tokio noch im Olympiasiegerinnen-Boot im Vierer-ohne – dominiert. Gleichzeitig gewannen die beiden Aussies auch den Kategorien-Gesamtweltcup-Sieg. Ebenso konstant hielten sich die Rumäninnen Ioana Vrinceanu/Roxana Anghel auf dem Silberplatz auf. Den Bronzeplatz ging an die beiden Griechinnen Evangelia Anastasiadou und Christina Ioanna Bourmpou.

Bei den Männern gaben die Iren Ross Corrigan/Nathan Timoney nach dem Startschuss den Takt an, bis dann die Rumänen Marius Cozmiuc/Sergiu Bejan und die britischen Weltmeister vom Vorjahr, Oliver Wynne-Griffith/Thomas George, das Kommando übernahmen. In ihrem Schlepptau die beiden Schweizer Andrin Gulich/Roman Röösli. So ging es über die Strecke bis die Briten vor der 1500-Meter-Marke die Führung an sich rissen und den Sieg mit 34 Hundertstelsekunden Vorsprung – die Rumänen hinter sich lassend – auf ihre Fahne schreiben konnten. Die beiden Schweizer vervollständigten auf dem Bronzeplatz das Podesttrio und sicherten sich den Gesamtweltcup-Sieg der Kategorie Zweier-ohne.

Im Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen gaben sofort die beiden Griechinnen Dimitra Elenei Kontou – noch Juniorin und erst 17-jährig – und Zoi Fitsiou den Takt an. Die favorisierten Vorjahres-Weltmeisterinnen aus Grossbritannien, Emily Craig/Imogen Grant, übernahmen aber bereits vor 1000 Metern das Rennzepter, welches sie bis zum Rennschluss innehielten. Die Griechinnen wehrten sich vergeblich gegen die aufkommenden Rumäninnen Mariana-Laura Dumitru/Ionela Cozmiuc, die den Silberplatz für sich in Anspruch nahmen.

Bei den Männern suchten die Franzosen Hugo Beurey/Ferdinand Ludwig ihr Heil in der Offensive. Dann übernahmen die Schweizer Jan Schäuble/Raphael Ahumada die Führung für kurze Zeit. Anschliessend gingen die Iren Fintan McCarthy/Paul O’Donovan in Führung und schienen ungefährdet. Die vermeintlich geschlagenen Franzosen fanden den zweiten Atem und lieferten mit ihrem vehementen Endspurt im besten Rennen ihrer Karriere ihr Gesellenstück ab und schnappten den Iren auf dem letzten Zacken noch den Sieg weg. Die den Weltcup-Gesamterfolg der Kategorie auf der Habenseite verbuchenden Schweizer mussten sich mit dem dritten Laufplatz zufriedengeben.

Im Doppelvierer-Bewerb der Frauen übernahmen die Niederländerinnen gleich vom Start weg das Kommando. Die Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen aus China folgten auf dem Fuss mit dem britischen und dem Schweizer Boot – in der Besetzung Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer – im Schlepptau. Die holländische Crew war auf ihrem Spitzenplatz ungefährdet, währenddem die Chinesinnen noch von den Britinnen und zur freudigen Überraschung sogar noch von den Schweizerinnen vom Podest verdrängt wurden. Erstmals ein Schweizer Frauen-Grossboot auf einem Weltcup-Podest zu sehen und zugleich noch die Kategorien-Weltcup-Gesamtwertung zu gewinnen ist ausserordentlich und animierte das Publikum zu Beifallsstürmen.

Vom Start an liessen die Holländer in der Männerkonkurrenz keine Zweifel an ihrem Vorhaben: gewinnen war angesagt. Zuerst das deutsche und das britische Boot waren erste Verfolger. Dann setzte das rumänische Boot zu einer Verfolgungsjagd an, welche die Deutschen in die Schranken wies und zurückfallen liess. Souverän kreuzten die Holländer vor den Booten aus Rumänien und Grossbritannien die Ziellinie. Erwähnenswert, dass im auf dem sechsten Rang platzierten estnischen Boot mit Tonu Endrekson der mit 44 Jahren älteste Teilnehmer der Luzerner Regatta sass.

Die Vierer-ohne-Konkurrenz der Männer sah in der Anfangsphase das holländische Boot die Spitzenposition einnehmen. Nach 1000 Meter aber übernahm das erste von zwei britischen Booten das Kommando. Die Australier nahmen die Verfolgung auf. Dann steigerten die Neuseeländer die Pace, überholten die Holländer und sicherten sich noch den Bronzeplatz hinter den Briten und den Australiern.

Bei den Frauen gingen die Australierinnen sofort in Führung und hielten ihre Position während eines Grossteils der Renndistanz. Das holländische, das rumänische und das britische Boot folgten dichtauf. Die Holländerinnen zollten dem Tempo Tribut und fielen zurück, währenddem die Rumäninnen ihren Steigerunsglauf, die Australierinnen noch abfangend, zum Sieg führten. Die Britinnen sicherten sich den bronzenen Podestplatz.

Im Frauen-Skiff übernahm die Holländerin Karolien Florijn gleich vom Start weg das Rennzepter. Tara Rigney aus Australien und Altmeisterin Emma Twigg aus Neuseeland fungierten als erste Verfolgerinnen. Eine Reihung, die während des ganzen Laufs vorherrschte und bis ins Ziel anhielt. Die weiteren drei Final-Skifferinnen hatten mehr als 8 Sekunden Rückstand und lieferten sich quasi ein zweites Rennen im Rennen.

Der deutsche Ruderaushängeschild Oliver Zeidler wuchtete sich vehement ins Rennen und übernahm eindrücklich das Kommando des Männer-Skiffrennens. Phasenweise baute der deutsche Riese den Vorsprung bis auf 16 Meter auf den folgenden Dänen Sverri Nielsen aus. Zwischenzeitlich schien der Vorsprung kleiner zu werden, bevor Zeidler nochmals zulegte und mit beinahe 8 Sekunden Abstand eindrücklich gewann. Nielsen sicherte sich den Silberplatz vor dem aus dem Achter in den Einer umgestiegenen Neuseeländer Thomas Mackintosh.

Im Rennen der Frauen-Doppelzweier-Kategorie gingen die rumänischen Olympiasiegerinnen von Tokio, Weltmeisterinnen von Racice und Europameisterinnen von Bled Ancuta Bodnar/Simona Radis vom Start an vehement in den Angriffsmodus. Die Boote aus China und Litauen versuchten so gut als möglich den Abstand in Grenzen zu halten. Die rumänische Crew hielt ihre Pace und den Vorsprung scheinbar mühelos, währenddem sich die Litauerinnen Donata Kareliene/Dovile Rimkute noch früh im Rennen an den Chinesinnen Shiyu Lu/Shunagmei Shen vorbeischoben und den Silberplatz bis ins Ziel verwalteten. China sicherte sich die bronzene Auszeichnung.

Die zweimaligen Olympiasieger, sechsfachen Welt- und siebenfachen Europameister Valent und Martin Sinkovic, nach einem fünf Saisons dauernden Abstecher in den Zweier-ohne wieder in ihrer angestammten Doppelzweier-Kategorie unterwegs, wurden enthront. Von Rennbeginn an gaben die Holländer Melvin Twellaar und Stefan Broenink den Ton an und steigerten sich im weiteren Rennverlauf, über lange Zeit 40 Schläge pro Minute auspackend, zu einem Parforceritt. Die Brüder aus Zagreb mussten sich mit Silber zufriedengeben. Die Spanier Aleix Garcia Pujolar/Rodrigo Conde Romero behaupteten über weite Streckenteile den 3. Platz, bis die Iren Daire Lynch und Philip Doyle zum Endspurt ansetzten und sich noch für den Gang aufs Podest berechtigenden 3. Platz vorschoben.

Im Achterrennen der Frauen waren über lange Zeit die Australierinnen das Tempo bestimmend. Nach 1‘500 Meter gingen die Kanadierinnen in die Offensive, in dessen Schlepptau sich das britische Boot in einem Steigerungslauf an die Spitze befand. Die Kanadierinnen mussten sich auf den letzten 250 Meter den Britinnen geschlagen geben. Die Rumäninnen konnten nie ernsthaft vorne mitrudern und wurden hinter der australischen Crew auf dem letzten Platz der vier konkurrierenden Boote klassiert.

In einem engen Achterrennen der Männer gingen die Briten am Start in Führung, dicht gefolgt vom Boot aus Australien. Die Rumänen folgten auf dem 3. Zwischenrang. Diese Hackordnung sollte die längste Zeit des Rennens andauern, bis zuletzt die Holländer auf dem vierten Streckenviertel noch auf den zu Bronze berechtigenden dritten Rang vorschoben. Vorne änderte sich nichts mehr: Australien vor Grossbritannien klassierten sich auf den beiden Topplätzen.

Der Finaltag der weiteren Schweizer Boote

Als erstes Schweizer Boot ging in der Serie der B-Finals der Frauen-Doppelzweier mit Sofia Meakin (CA Vésenaz) und Salome Ulrich (See-Club Luzern) an den Start um die Plätze 7 bis 12. Nach dem Start sofort gut mitmixend, fielen die beiden zwischenzeitlich leicht zurück, um dann in einem überzeugenden Endspurt sich noch 2. Platz – in der Gesamtabrechnung der achten Gesamtrangierung entsprechend – hinter der deutschen Paarung Maren Völz/Leonie Menzel zu sichern.

Im B-Final der Leichtgewichts-Doppelzweier-Konkurrenz der Frauen standen gleich zwei Schweizer Boote am Start. Frédérique Rol (Lausanne-Sports Aviron)/Patricia Merz (SC Zug) – als Schweiz 1 fungierend – hielten sich während beinahe des ganzen Laufs auf Platz 3 auf… bis hin in den Zieleinlauf. Eline Rol (SN Genève Aviron)/Olivia Nacht (RC Baden) konnten sich in der letzten Rennphase noch steigern, sich des letzten Finalplatzes entledigen und auf Position fünf die Ziellinie kreuzen. Umgesetzt auf die Gesamtrangierung ergab dies die Ränge neun und elf.

Jürg Trittibach

LUCERNE REGATTA: Auftakt des Weltcup-Finales mit einem vollgepackten Rennprogramm

von Jürg Trittibach

Eine rekordverdächtige Anzahl an Teilnehmenden hatte sich für die LUCERNE REGATTA angemeldet. 700 an der Zahl aus nicht weniger aus 52 Nationen massen sich auf dem Rotsee. Bei ausnehmend warmen Temperaturen herrschten ideale Bedingungen. Hartumkämpfte Rennen kennzeichneten den ersten Grosskampftag der bestbesetzten Regatta vor den bevorstehenden Weltmeisterschaften.

Die Teilnahme der quasi vollständigen Weltelite aus aller Herren Ruderländern dokumentiert das hohe Ranking der Luzerner Regatta. Ususgemäss das wichtigste internationale Kräftemessen des Ruderjahres nebst Welttitelkämpfen. Als Hauptprobe für die im September stattfindenden Weltmeisterschaften in der serbischen Metropole Belgrad naheliegend. Zumal es auf dem Save-Nebenarm bereits auch darum geht, sich Olympia-Quotenplätze für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zu sichern. Bei ausgezeichneten Verhältnissen – ausnehmend warme bis heisse Temperaturen, ruhiges Wasser und im Verlauf des Tages phasenweise zum leichten Schiebewind mutierende Bise – ging der freitägliche Auftakttag mit den Vor- und Hoffnungsläufen sowie einer Tranche Viertelsfinals der die Weltcup-Serie abschliessenden LUCERNE REGATTA über die Bühne des Rotsees. Speziell, dass in den Kleinboot-Kategorien die Vorläufe ausnahmsweise im Time-Trial-Modus – einzeln im 30-45- Sekunden-Intervall nacheinander – durchgeführt wurden.

 

Grosse Teilnehmerfelder

Mehr als 700 Ruderer/-innen aus 52 Nationen in den olympischen 7 Bootsklassen sowie erstmals und zu Testzwecken auch zwei Para-Skiff-Bewerbe gingen an den Start. Vor allem China, Australien, Deutschland, Grossbritannien und Rumänien schickten grosse Delegationen auf den Prüfstand Rotsee. Nicht so die USA und Italien, welche nur kleine Delegationen entsandten. Und es bewahrheitete sich einmal mehr: Nationen, welche über eine grosse Breite an sich konkurrierenden Athleten/-innen verfügen, sind eher prädestiniert ganz vorne mitzumischen.

 

Der erste Wettkampftag aus Schweizer Sicht

Die hoch eingeschätzten Schweizer Boote bewiesen, dass sie in Luzern eine starke Rolle spielen wollen. So vor allem das Zweier-ohne-Gespann Andrin Gulich/Roman Röösli und der Leichtgewichts-Doppelzweier Raphaël Ahumada/Jan Schäuble – beide Crews frischgebackene Europameister und Weltcup-Sieger in Zagreb. Eine Runde weiter kam auch der Frauen-Doppelzweier Sofia Meakin/Salome Ulrich, der sich für das Halbfinale qualifizierte. Einzig das Siegerboot qualifizierte sich in der Doppelvierer-Konkurrenz der Frauen direkt für das A-Finale. Die Schweizer Crew mit Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer platzierte sich hinter den Holländerinnen auf dem 2. Platz und versucht am samstäglichen Hoffnungslauf, sich den Platz unter den besten Sechs zu sichern. Die Leichtgewichte Frédérique Rol/Patricia Merz und Eline Rol/Olivia Nacht – beide im Doppelzweier startend – und Andri Struzina im Skiff qualifizierten sich für die Halbfinals.

Die ansonsten den SWISS ROWING-Doppelvierer bildenden Ruderer starteten im Doppelzweier. Sowohl die Paarung Jonah Plock/Nils Schneider als auch Maurin Lange/Dominic Condrau wurden ins C-Finale verwiesen. Genau gleich ging es dem sonst dem Vierer-ohne angehörenden Duo Joel Schürch/Patrick Brunner, die im Zweier-ohne antraten. Die in Luzern im Einer an den Start gehenden Scott Bärlocher und Tim Roth müssen sich mit den Finals D und E bescheiden.

Halbfinal-Tag an der LUCERNE REGATTA

51 Läufe standen am zweiten Wettkampftag der LUCERNE REGATTA auf dem Rennprogramm. Erneut herrschten für die Sportlerinnen und Sportler äusserst faire Bedingungen bei den umstrittenen Rennen, wo die Finalisten für die sonntäglichen Endläufe auserkoren wurden. Zwei Entscheidungen fielen bereits in der leichten Skiffkategorie: Andri Struzina gewann für die Schweiz und Sophia Luwis für die USA.

Copy und Paste: Was am freitäglichen ersten Wettkampftag die Bedingungen für Athleten/-innen und Zuschauer/-innen anbetraf, galt auch am Samstag an der die Weltcup-Serie abschliessenden LUCERNE REGATTA. Zuerst angenehme, sich erst im Verlauf des Nachmittags stark steigernde Temperaturen, beste Wasserverhältnisse und kaum merklicher Biswind. Hauptsächlich Halbfinals, die letzten Hoffnungsläufe, die C-, D-, E- und F-Finals sowie die Endläufe der nicht-olympischen Leichtgewichtskategorien standen auf der Affiche.

Erfolgreichste Rudernationen

Die Halbfinalausmarchungen für die (weitgehend) am Sonntag stattfindenden A-Finals sahen Australien und Grossbritannien mit 8 Finalqualifikationen am erfolgreichsten. Rumänien und die Niederlande holten sich 7, Neuseeland und Irland folgten mit 6 Finalqualifikatioenen. Spanien mit 5, die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Griechenland können 4-mal in den A-Finals antreten.

Erste Final-Entscheidungen

Die ersten Entscheidungen der nicht-olympischen Leichtgewichts-Bootsklassen fanden bereits am Samstag statt. Stark dabei im Frauen-Skiff die Amerikanerin Sophia Luwis, welche die Irin Siobhan Mccrohan und die Britin Olivia Bates deutlich auf die weiteren Medaillenplätze verwies.

Bei den Männern sicherte sich Andri Struzina in einem auf Biegen und Brechen geführten Endspurt auf den letzten Metern noch gegen den iange Zeit wie der sichere Sieger aussehenden polnischen Routinier Artur Mikolajczewski – bereits 2017 in Luzern siegreich –durch. Damit den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere erzielend. Der Franzose Baptiste Savaete behielt ebenso knapp die Oberhand im Duell um den Bronzeplatz gegen den Spanier Manel Balastegui.

Der zweite Wettkampftag aus Schweizer Sicht

Die Europameister Andrin Gulich/Roman Röösli sicherten sich in ihrem Zweier-ohne-Halbfinale souverän die Finalqualifikation. Zwar führten auf den ersten 1000 m die Iren Corrigan/Timoney, dann aber übernahmen die beiden Schweizer das Kommando und kontrollierten den Lauf. Hauptkonkurrenten im Final werden die beiden Boote aus Grossbritannien (Wynne-Griffith/George) und Rumänien (Cozmiuc/Bejan) sein, die dem anderen Halbfinal klar den Stempel aufdrückten.

Raphaël Ahumada und Jan Schäuble sicherten sich im schnelleren der beiden Halbfinals mit dem zweiten Platz hinter den in alter Frische zurückgekehrten Olympiasiegern von Tokio, Paul O’Donovan/Fintan McCarthy, im Leichtgewichts-Doppelzweier den Finalplatz.

Célia Dupre, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer bildeten die aus dem Succès-Projektpool stammende Schweizer Crew im Frauen-Doppelvierer. In der Repechage erkämpften sie sich den ersehnten Finalplatz, indem sie sich gegen das deutsche Boot, das im bisherigen Saisonverlauf stets vor ihnen platziert war, durchsetzten.

Der Frauen-Doppelzweier Sofia Meakin/Salome Ulrich hielt in ihrem Halbfinal zuerst wacker mit, verlor aber zunehmend den Anschluss an die Konkurrenz. Das B-Finale wartet am Sonntag auf die beiden Schweizerinnen.

Keinen Finalplatz gab es für die beiden Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen. Sowohl Frédérique Ro/Patricia Merz – sich zum Schluss noch auf dem 4. Halbfinalplatz steigernd – und Eline Rol/Olivia Nacht als Sechste ihres Laufs, kämpften wacker, mussten schliesslich aber konstatieren, das ihr Weg in den sonntäglichen B-Final führt.

Die in Luzern als Skiffiers konkurrierenden Scott Bärlocher und Tim Roth waren bereits früh am Wettkampftag in den D- und E-Finals beschäftigt. Ersterer klassierte sich als Gesamt-21., während Roth sich auf Rang 26. der Gesamtrangliste klassierte. Der in die C-Finals verwiesene Zweier-ohne mit Joel Schürch/Patrick Brunner reihte sich in der Gesamtwertung auf Position 15 ein, der ebenfalls den C-Final bestreitende Doppelzweier Jonah Plock/Nils Schneider wurde insgesamt Achtzehnter. Bereits früher kam es zur Austragung des D-Finals, in welchem das zweite Schweizer Boot mit Maurin Lange und Dominic Condrau sich in der Rangliste auf Platz 19 wiederfand. All diesen Athleten ist eigen, dass sie im diesjährigen Saisonverlauf auf internationalem Plafond in den Grossbooten Vierer-ohne und Doppelvierer unterwegs waren und (nur) ausnahmsweise für die LUCERNE REGATTA in Zweierformationen aufgeteilt wurden.

Jürg Trittibach

Für Robin: Jeannine Gmelin verwirklicht eine Vision

von Regula Schweizer

Die Anfang Jahr zurückgetretene Schweizer Spitzenruderin Jeannine Gmelin hat bei der Lucerne Regatta eine neue Aufgabe: Sie begrüsst als Gastgeberin und Barista Gäste in der Coffee Lounge «rob’s hood». Es ist eine Hommage an ihren im Dezember 2022 plötzlich verstorbenen Trainer und Partner Robin Dowell.

Jeannine Gmelin, wie schmeckt für Sie ein perfekter Kaffee?

Jeannine Gmelin: Nicht sauer. Nicht bitter. Am liebsten mag ich süsslichen Kaffee mit einer Schokoladen-Note. Und immer mit Milch.

Es ist ungewohnt mit Ihnen über einen perfekten Kaffee zu sprechen statt über den perfekten Ruderschlag.

Das verstehe ich. Aber wissen Sie, einen feinen Kaffee trinken zu gehen, war für mich schon als Spitzenruderin immer etwas Wichtiges. Eine Pause im Alltag oder eine kurze Erholungspause in einer langen Weltmeisterschaftswoche.

Ihr langjähriger Trainer und Partner Robin Dowell ist Ende letzten Jahres überraschend verstorben. Die Passion für den Kaffee haben Sie geteilt.

Robin liebte Kaffee. Für ihn kam die Passion für Kaffee direkt nach jener für den Rudersport. Bei mir ist es vielleicht nicht so stark ausgeprägt. Im Lockdown als wir plötzlich nicht mehr auswärts einen Kaffee geniessen konnte, kaufte er sich kurzerhand eine Profimaschine. Damit wir nicht verzichten mussten.

So kamen Sie auf die Idee ihn mit einer Coffee Lounge an der Lucerne Regatta zu Ehren.

Nicht ganz. Eine Coffee Lounge an der Lucerne Regatta ist nicht meine Idee, es ist seine. 2022 hatten wir während der Regatta zufällig die Rösterei 400mg entdeckt. Heute ist 400mg in Hitzkirch zu Hause, aber damals war die Rösterei direkt am Rotsee. Wir waren vom Kaffee begeistert und Robin kam ins Gespräch mit dem Besitzer. Eine spontane Umsetzung für 2022 gelang nicht. Aber letzten Herbst hat Robin dann alle Abklärungen mit der Rösterei und dem Direktor der Lucerne Regatta, Timon Wernas, begonnen. Dieses Jahr sollten Coaches, Athletinnen oder Besucher am Rotsee einen feinen Kaffee geniessen können.

Diese Vision wird nun Wirklichkeit.

Im Frühjahr habe ich gemerkt, dass dies eine Möglichkeit ist, ihn zu ehren. Daher habe ich alle Kontakte wieder aufgenommen und geschaut, ob ich es umsetzen könnte. Die Reaktionen waren sehr schön und es hat mir auch einmal mehr gezeigt wie Robin Menschen erreichen und begeistern konnte, egal ob Rösterei-Besitzer, Grafikerin oder Regatta-Direktor.

Als absolute Ausnahmekönnerin standen Sie viele Jahre am Start der Lucerne Regatta. Dieses Jahr führen Sie eine Coffee Lounge. Wie haben Sie sich vorbereitet?

Einen guten Kaffee gibt es nicht per Knopfdruck. Ein guter Kaffee ist ein Handwerk. Ich habe einen Barista-Kurs sowie einen Latte Art Kurs besucht. Meine Schwester hat mich begleitet und wird mich auch an der Regatta unterstützen – wie übrigens auch Robin’s Schwester Megan. Nach diesen Kursen beeindruckt es mich umso mehr, wie Robin sich nebenbei die Kaffeezubereitung selbst beigebracht hat. Er hat nie damit geprahlt und ist auch nie verzweifelt, wenn er etwas nicht auf Anhieb hingekriegt hat. Das beschreibt ihn gut. Er hat immer eine Lösung gesucht. Und hatte manchmal auch einfach einen «sture Grind» (lacht).

Haben Sie Respekt nach ihrem Rücktritt in anderer Funktion an den Rotsee zurückzukehren?

Nein, Respekt habe ich nicht. Aber es wird hart. Es wird hart, weil es mir unmittelbar vor Augen führt, was ich nicht mehr habe. Ich bin nicht zurückgetreten, weil ich den Alltag als Athletin nicht mehr leben oder keine Rennen mehr fahren wollte. Dass ich dieses Jahr am Rotsee nicht auf dem Wasser bin, sondern eine Coffee Lounge führe, gründet darin, dass Robin nicht mehr ist. Dieses Projekt «rob’s hood» zu haben, gibt mir viel Sinn. Ich mache es für mich, aber in erster Linie für Robin.

«rob’s hood» ist direkt am Bootslagerplatz etwas abgeschirmt vom Renngeschehen. Wird man Ihnen bei den Frauen-Einer-Rennen auch am See begegnen?

Das denke ich schon, ja. Die Athletinnen waren zwar meine Konkurrentinnen, aber wir waren auch fast zehn Jahre gemeinsam unterwegs und haben dabei viel erlebt. Eine besondere Erinnerung sind sicher die Rennen im Great Eight. Der Great Eight wird jeweils nach der internationalen Saison aus den besten Athletinnen der Welt zusammengesetzt. In all den Jahren sind so zwischen uns Konkurrentinnen Freundschaften entstanden, die grösser sind als irgendwelche Rennen.

Langjährige Konkurrentinnen und Bekannte aus der Ruderfamilie können bei Ihnen also auf einen schnellen Espresso oder gemütlichen Flat White vorbeikommen. Auf wen freuen Sie sich am meisten?

Robin hatte in der internationalen Ruderwelt viele Vorbilder, Freunde und auch «Konkurrenten», denen er stets mit Respekt für ihre Arbeit begegnete. Ich freue mich darauf, hoffentlich viele von ihnen auf einen Kaffee begrüssen zu dürfen. Am liebsten verbunden mit einer guten Story, die sie mit Robin erlebt haben und im Gästebuch, das dort aufliegt, verewigen.

LUCERNE REGATTA Magazin

Das offizielle Magazin der LUCERNE REGATTA wird heute (5. Juli 2023) mit der Luzerner Zeitung mitgedruckt. Am Wochenende findest du deine Kopie am Rotseeufer oder lese bereits heute die spannenden Hintergrundinformationen hier, online.

LINK ZUM LUCERNE REGATTA MAGAZIN 2023

Rekordverdächtige Teilnehmerzahlen

Die LUCERNE REGATTA 2023 wird mit einer enormen Anzahl an Teilnehmern Rekorde brechen. Fast 700 Athletinnen und Athleten aus 52 Nationen werden am kommenden Wochenende auf dem Rotsee antreten. Im Einer der Männer bedeuten die 46 gemeldeten Boote einen absoluten Rekord. Mit dabei, Favoriten wie Weltmeister Oliver Zeidler (Deutschland) und Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland). Auch im Einer der Frauen erwarten wir einen hart umkämpften Wettkampf mit 30 Athletinnen, darunter die Vorjahressiegerin Alexandra Foester (Deutschland), die von der Olympiasiegerin Emma Twigg (Neuseeland) und der Zweitplatzierten des letzten Jahres, Tara Rigney (Australien), herausgefordert wird. Im Achter deutet alles auf ein weiteres furioses Finale hin, da bei den Europameisterschaften in Bled drei Boote innerhalb einer halben Sekunde ihr Rennen beendeten. Die Niederlande, Großbritannien und Rumänien kommen alle nach Luzern, um erneut um den Sieg zu kämpfen.

Schweizer Feuerwerk

Das Schweizer Team blickt auf einen ausgezeichneten Start in die Rudersaison 2023 zurück. Historisch gute Resultate anlässlich des ersten World Rowing Cups in Zagreb und vier Medaillen bei den Europameisterschaften lassen die Erwartungen für Luzern steigen. Die Europameister im Männer Zweier ohne Steuermann (Roman Röösli und Andrin Gulich) sowie im leichten Männer-Doppelzweier (Jan Schäuble und Raphaël Ahumada) werden am Rotsee voraussichtlich für Begeisterung sorgen. Auch der Frauen Doppelvierer (Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer) strebt nach einer Medaille, nachdem sie beim zweiten World Rowing Cup in Varese das Podium um nur 13 Hundertstelsekunden verfehlten.

Erstmalig: Para-Rudern in Luzern

Die LUCERNE REGATTA wird in diesem Jahr erstmals internationale Para-Ruderrennen erleben. Einige der besten PR1-Athletinnen und Athleten der Welt, darunter die fünffache Para-Weltmeisterin Birgit Skarstein (Norwegen) und die Schweizer Para-Ruderin Claire Ghiringhelli, werden an zwei PR1-Einer-Rennen teilnehmen. Mit diesen ersten Rennen sollen wertvolle Erfahrungen für die Durchführung der finalen Qualifikationsregatta für die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris, welche im Mai 2024 in Luzern stattfinden, gesammelt werden.

Hinweis: Die Para-Rennen finden am Samstag, den 8. Juli um 14:30 Uhr (Testrennen) und am Sonntag, den 9. Juli um 12:15 Uhr (Finale) statt.

Die Rückkehr der Königin des Rotsees

Jeannine Gmelin, die erfolgreichste Schweizer Ruderin der Geschichte, wird trotz ihres Rücktritts vom Spitzensport am Rotsee anwesend sein. Sie wird die „rob’s hood“ Kaffee-Lounge am Rotsee betreiben, um ihren verstorbenen Trainer und Partner Robin Dowell zu ehren. Wir werden die Gelegenheit nutzen, um Jeannine’s unglaubliche Karriere nochmals zu feiern und ihre Beiträge zum Schweizer Sport würdigen.

Hinweis: rob’s hood ist mittwochs und donnerstags von 8:00 bis 16:00 Uhr und freitags bis sonntags von 6:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Holen Sie sich Ihren Kaffee im Erdgeschoss des Ruderzentrums (Boothallenbereich).

Thomas Keller Medaille in Luzern vergeben

Im Rahmen der LUCERNE REGATTA wird die Thomas Keller Medaille, die höchste Auszeichnung im Rudern, dem ehemaligen Ruderer und Superstar der Szene Mahé Drysdale aus Neuseeland verliehen. Drysdale, zweifacher Olympiasieger und fünffacher Weltmeister im Einer der Männer, hat einen bleibenden Eindruck in der Ruderwelt hinterlassen. Er wird die Thomas Keller Medaille am Samstag während der Regatta offiziell entgegennehmen.

Hinweis: Die Zeremonie findet am Samstag, den 8. Juli um 10:00 Uhr im Ruderzentrum (Boothallenbereich) statt.